Einkehr, Rast … für Leib und Seele

Am Donnerstag, dem 13. Oktober 2022, startete eine Ausfahrt nach Oberfranken. Für wen? Nun, ursprünglich für die Senioren der Kirchengemeinde Plauen geplant luden die Initiatoren der Reise – der Plauener Seniorenbeauftragte Rainer Nerre und seine Frau Katrin – kurzerhand die Senioren aus den Gemeinden Schönheide und Auerbach mit ein, auf dass der Bus voll werde.

Bei strahlendem Sonnenschein begann unsere Reise in Schönheide und ging dann über die A72 und die A9 ins Frankenland. Während der Fahrt dorthin gab unser Busfahrer Andreas allerlei Faktenwissen preis: über diese beiden Fernverkehrstraßen und Zeitgeschichtliches – insbesondere über die innerdeutsche Grenze, deren Zeitzeuge – ein ehemaliger DDR-Grenztum bei Heinersgrün an der A72 – für Vorbeifahrende gut sichtbar ist.

Nach ca. einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir unser erstes Ziel, die „Frankenfarm“ in Himmelkron. Das ist eine Direktvermarktungs GmbH, in der sich zehn fränkische Bauernhöfe zusammengeschlossen haben, um ihre Erzeugnisse zu verkaufen – nach dem Motto „Hier läuft die Ware nicht vom Band – Hier schafft man noch mit Herz und Hand.“ Von der Qualität der Produkte konnten wir uns bei einem schmackhaften Mittagessen im Landwirtshaus überzeugen. Auch die verschiedenen Hofläden auf der „Frankenfarm“ hielten ein reichhaltiges Angebot bereit.

Gegenüber vom „Frankenfarm“-Gelände befindet sich die Katholische Autobahnkirche „St. Christophorus“. Diesem Gotteshaus wollten wir natürlich auch einen Besuch abstatten.

Autobahnkirche bzw. -kapelle – Was ist das?

Bereits im Mittelalter wurde Reisenden Andachtsmöglichkeiten in Form von Kapellen und Kreuzen am Wegesrand angeboten. Sie dienten zum Innehalten und erinnerten daran, sich auch unterwegs auf Gott zu besinnen.

Autobahnkirchen stehen an Raststätten, Autohöfen oder in der Nähe von Autobahnabfahrten. Sie bieten entspannende Momente im hektischen Verkehrsfluss und jährlich nehmen mehr als eine Million Menschen dieses Angebot wahr. Die Besucher schätzen vor allem die Ruhe, aber auch die Anonymität. Viele von ihnen nutzen das „Anliegen-Buch“, um ihre Gedanken festzuhalten oder ihre Dankbarkeit auszudrücken, Kerzen anzuzünden, den Kirchenraum auf sich wirken zu lassen, einen Moment der Stille zu finden oder sie geben eine Spende.

Katrin Nerre informierte detailliert über die Autobahnkirche in Himmelkron. So berichtete sie uns, dass diese Andachtsstätte dem Schutzheiligen der Reisenden gewidmet ist, von wann bis wann das Gebäude Reisenden offensteht, zu welchen Zeiten Gottesdienste stattfinden, was das farbkräftige Altarbild aussagt … und für Musikinteressierte, dass die mechanische Schleifladenorgel von der Orgelbaufirma Pirchner aus Steinach/Tirol gebaut worden ist, und die Kirche zudem noch über eine elektronische Orgel der Firma Ahlborn aus Ditzingen verfügt.

Als nächstes stand das Deutsche Dampflokomotiv-Museum im Eisenbahnerdorf Neuenmarkt auf unserem Reiseplan. Hier konnten wir die „Schwarzen Giganten der Schiene“ hautnah bestaunen. Wir erfuhren während der einstündigen Führung zunächst einige Fakten über die Vielzahl der ausgestellten Exponate und deren eigene Geschichte sowie Interessantes über die „Schiefe Ebene“, die älteste Steilstrecke Europas – zwischen den Bahnhöfen Neuenmarkt-Wirsberg und Marktschorgast gelegen. Diese zeigt beispielhaft, welche enorme Steigung eine Dampflokomotive im Normalbetrieb ohne zusätzliche technische Hilfsmittel maximal bewältigen konnte. Eine Nachbildung in Form einer Modellbahnanlage im Maßstab 1:87 auf ca. 42 Quadratmetern Gesamtfläche simuliert diese Steilrampe. 
Auch das Außengelände hielt viel Sehenswertes für uns bereit wie z. B. den DEMAG Dampfkran von 1927.

Für 17 Uhr war dann die Heimreise anvisiert. Mit vielen tollen Eindrücken und Wissenswertem im Gepäck ging es der Heimat entgegen.

Fazit:

Wir hatten Möglichkeit Einkehr zu halten, zur Ruhe zu kommen, technische Errungenschaften zu bestaunen und uns in Gesprächen auszutauschen. Trotz manch körperlicher Beeinträchtigung alters- oder krankheitsbedingt war während der Ausfahrt nur Lebensfreude zu spüren. Dieser Tag hat uns wieder einmal vor Augen geführt, wie notwendig das Innehalten ist. Technische Errungenschaften sind wichtig, denn sie erleichtern unseren Alltag, unser Leben. Allerdings soll(t)en sie uns nicht vereinnahmen, nicht „beherrschen“.
Halten wir Einkehr und besinnen wir uns auf unsere Stärken, aber auch auf unsere Schwächen, auf unsere Lebensleistung, die wir mit Gottes Hilfe geschafft haben. Setzen wir Prioritäten in unserem (Glaubens)Leben. Entschleunigen wir unseren Alltag, um in Momenten der Stille unseren Standort und unseren Blickwinkel zu überprüfen. Es wird sich zeigen, dass von Zeit zu Zeit auch eine Umkehr nötig sein wird, um wieder „in der Spur zu sein“. Geben wir diese Erkenntnisse weiter an die nächsten Generationen. Denn Einkehr und Rast für Leib und Seele werden immer bedeutsamer.

Ein herzliches Dankeschön den Initiatoren und Sponsoren. Wir freuen uns schon heute auf eine Wiederholung.